Interview | 08.11.2021 | Lesezeit 3 Min.

Risikomanagement themenübergreifend gesehen

Zitat von Karl Tasch: In vielen Unternehmen sehen wir eine Isolierung von Nachhaltigkeit und Riskmanagement, eine Kombination aus beiden ist aber unerlässlich.

Karl Tasch, Gründer von FinAPU, Risikoanalyst und Experte für Risikomanagement, im Interview mit Validatis Managing Director Salvatore Saporito

Saporito: Herr Tasch, welche Trends haben das Risikomanagement in der letzten Zeit maßgeblich beeinflusst?

Tasch: In den letzten Jahren haben vor allem die fortschreitende Regulierung und höhere Datenverfügbarkeit das Riskmanagement positiv beeinflusst. Isolierte Risikoansätze werden immer mehr von ganzheitlichen, themenübergreifenden Modellen ersetzt. Zusätzlich machen immer schnellere Rechenleistungen und Onlineanbindungen, solch holistische Risikosysteme erst möglich.

Saporito: Welche Auswirkungen hat die durch die Pandemie noch mal beschleunigte Digitalisierung auf die Prozesse im Bereich Risk & Compliance?

Tasch: Wir konnten hier mehrere Auswirkungen beobachten: Die Ansprüche bezüglich Browserverfügbarkeit und Lauffähigkeit auf verschiedensten Systemen sind stark angestiegen. Durch die vielen Beschäftigten im Homeoffice sehen wir eine verstärkte Nutzung des Online Workflows und Bestätigungsprozesses. Wir konnten hier zumindest eine Verdopplung des elektronischen Bestätigungsprozesses beobachten. Ebenfalls kam es zu einer immer stärkeren Anbindung von FinAPU an die Kernsysteme unserer Kunden. Es gibt immer umfangreichere Schnittstellen, die meist beidseitig kommunizieren.

Saporito: Fast täglich berichten die Medien über neue Finanzskandale. Wie wichtig sind valide Daten und intelligente digitale Tools, um diesen entgegenzuwirken?

Tasch: Durch die digitale Transformation und immer valideren, zeitgerechten Daten zeichnen sich mehrere vielversprechende Perspektiven ab, um solchen Skandalen entgegenzuwirken.

Mitarbeiter werden durch die digitalen Hilfsmittel entlastet. Einfache, repetitive Arbeiten erledigen immer häufiger Algorithmen, zusätzlich unterstützen intelligente Prozessabläufe das Risikomanagement. Sie geben den Mitarbeitern mehr Raum und Zeit, die eigentlichen Kompetenzen wie analytisches Denken, Bewertungsstärke und Kommunikationsfähigkeit einzubringen.

Revisionssichere Dokumentationen mittels des Workflows, sowie eine prozessorientierte, daten- und systemorientierte Steuerung erhöhen die Qualität des Risikomanagements und minimieren Fehlerquellen. Zusätzlich unterstützen die installierten Frühwarnsysteme das Risikomanagement.

Saporito: Nachhaltigkeit ist heute ein wesentlicher Aspekt erfolgreicher Unternehmen und ein Begriff, mit dem sich viele schmücken. Ist Nachhaltigkeit mess- und bewertbar?

Tasch: Nachhaltigkeit muss ein fester Bestandteil des Risikomanagements sein und dieses wie ein „grüner Faden“ durchsetzen. In vielen Unternehmen sehen wir eine Isolierung von Nachhaltigkeit und Riskmanagement, eine Kombination aus beiden ist aber unerlässlich.

Viele Datenbanken erlauben eine modulare und dynamische Vorgehensweise bei der Entwicklung maßgeschneiderter Nachhaltigkeits-Managementsysteme. Aber vor allem die Algorithmen hinter diesen Datenbanken und die daraus entwickelte Visualisierung, steigert die Akzeptanz bei den Mitarbeitern.

Das übergeordnete Ziel muss also die einzigartige Kombination der Nachhaltigkeitsthemen mit dem Risikomanagement sein. Mit FinAPU gibt eine Einbindung in den Ratingprozess, das heißt, Nachhaltigkeit hat einen Einfluss auf die Ausfallswahrscheinlichkeiten. Es können toxische Themen (zb. Kinderarbeit, Wasserverschwendung,…) definiert werden, die automatisch im Workflowprozess berücksichtigt werden. Erst innovatives Risikomanagement dieser Art macht Nachhaltigkeit mess- und bewertbar.

Saporito: Blicken wir in die Zukunft: Welche Entwicklungen erwarten Sie im Bereich des Risikomanagements in den nächsten beiden Jahren?

Tasch: Ich sehe massive Fortschritte auf der technischen Ebene. Datenbanken und Programme werden immer stabiler und intelligenter. Durch die höhere Rechenleistung können immer umfangreichere Daten in immer durchdachteren Algorithmen beurteilt werden. Immer mehr Datenquellen können verknüpft werden, um ein ganzheitliches Bild zu erschaffen. Ebenfalls sind immer schnellere Internetanbindungen ein starker Treiber dafür.

Zusätzlich wird Nachhaltigkeit ein fester Bestandteil des Riskmanagements werden und immer stärkere Auswirkung auf die Beurteilung und Ergebnisse von Unternehmen haben.


Vita:

Karl Tasch ist erfahrener Risiko Analyst und Experte für Risikomanagement. Als Gründer von FinAPU ermöglicht er mit seinem Tool, Unternehmen unterschiedlicher Branchen, Verhandlungs- und Geschäftspartner tagesaktuell einzuschätzen, mögliche Risiken zu identifizieren und strategische Handlungsalternativen abzuleiten. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist, ESG-nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche in die Mitte des Risikomanagements von Unternehmen zu rücken und in den täglichen Workflow zu integrieren.

Weitere Informationen auf www.finapu.com